Dvur Králové n. Lab. (Königinhof a. d. Elbe)
1889 -
Prag
1927
Zu den wenigen tschechischen Künstlern, deren Werk über die landeseigenen Grenzen hinaus von internationalem Rang zeugt, zählt Otto Gutfreund. In einer entscheidenden Entwicklungsphase der europäischen Plastik setzt sich Gutfreund auf ganz individuelle Weise mit den aktuellen Problemen auseinander und wirkt dadurch mitbestimmend für die europäische Avantgarde. Otto Gutfreund, der zunächst im tschechisch-jüdischen Milieu einer Kleinstadt in Nordostböhmen aufwächst, studiert, nach dem Besuch einer Fachschule für Keramik in Bechyne, von 1906 bis 1909 an der Kunstgewerbeschule in Prag. Anschließend geht der Künstler zu Emile-Antoine Bourdelle nach Paris. Dieser leitet dort an der Privatschule Grande Chaumière die Bildhauerklasse. Bis 1910 arbeitet Otto Gutfreund in Bourdelles Atelier. Die unmittelbare Erfahrung mit der Welt der zeitgenössischen Malerei in Paris, prägt Gutfreunds Definition über das Ziel des Bildhauers und die Entwicklung seiner künftigen Arbeiten: "Bildhauer zu sein, bedeutet nicht nur modellieren zu können. Der Bildhauer muß vor allem ein Mathematiker sein, der nach einem im voraus erwogenen Plan die Massen baut, also ein Architekt."
Otto Gutfreund kehrt, nach Besuchen verschiedener europäischer Städte, 1910 nach Prag zurück und wird dort Mitglied der Künstlergruppe "Skupina výtvarných umelcu v Praze", deren erste von insgesamt vier Ausstellungen 1912 im Prager Gemeindehaus stattfindet.
Mit einigen Plastiken ist Gutfreund 1913 beim "Ersten deutschen Herbstsalon", in der Sturm-Galerie Herwarth Waldens in Berlin sowie im Goltz-Salon in München vertreten. Otto Gutfreund entwickelt kibistische Tendenzen zusammen mit den tschechischen Malern Emil Filla und Bohumil Kubiëta weiter und wird zu einem führenden kubistischen Plastiker neben Picasso und Archipenko.
Otto Gutfreund lebt, nach dem Kriegsdienst und der Internierung in einem Lager in der Provence, ab 1918 in Paris von Gelegenheitsarbeiten. Langsam nimmt der Bildhauer seine schöpferische Arbeit wieder auf und kehrt 1920 nach Prag zurück. Mitglied des Künstlerverbandes "SVU Mánes" wird otto Gutfreund 1921. Nach einer kurzen konstruktivistischen Phase um 1919 kehrt der Bildhauer in seinen Arbeiten der 1920er Jahre zur Figuration zurück.
Im Jahr 1926 wird er zum Professor für Bauplastik an der Kunstgewerbeschule in Prag ernannt, ein Jahr später, am 2. Juni 1927, ertrinkt Otto Gutfreund in der Moldau.
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